Endlich, nach drei Jahren Corona-Pause konnte der TVE wieder zu seiner alljährlichen Fasnachtssitzung in das Pfarrzentrum von Ebersteinburg einladen. Am Samstag, den 18.02.2023, pünktlich um 20:11 Uhr, begrüßte Moderator Markus Heck die kostümierte Narrenschar im närrisch geschmückten Pfarrsaal. Gemäß dem dies-jährigen Motto „Mit dem TVE auf großer Fahrt“ führte er durch das gut vierstündige Programm und dankte den Akteuren nach jedem der insgesamt acht Programmpunkten mit einer 2-stufigen Rakete gefolgt von einem dreifachen „Ewerschdeburg-Puo“. Die Küche trug mit allerlei Getränken und leckeren Speisen zum Gelingen des Abends bei.
Traditionsgemäß folgte nach der Begrüßung der Auftritt von Fidel Benz als Ortsbüttel, der in zum Teil recht amüsanten Anekdoten über das Ortsgeschehen in den vergangenen Jahren berichtete, wobei betroffene Personen nur in Einzelfällen direkt genannt wurden, Einheimische und mit dem Geschehen vertraute Personen aber immer wussten, um wen es sich handelte. Mit „Bekanntmachung!“ läutete er jedes der berichtenswerten Vorkommnisse ein und beendete dieses mit einem „Kommsch mit?“. Auf diese Weise erfuhr das Publikum zum Beispiel von einem Hühnerbaron, der seine Stallungen nicht ausreichend mit Frischluft versorgte und sich wunderte, dass die Hühner keine Eier legten, von einer zeitaufreibenden Ferienfahrt auf einem Rasenmäher von der Graf-Ebersteinstraße in die Haberäcker, von einer „singenden“, die Nachtruhe raubende Geburtstagskarte, von einer Ortschaftsratssitzung mit „grauen“ Hindernissen, von einem entlaufenden Retriever, der es sich im Bett einer fremden Frau gemütlich machte, dass St. Martin in Ebersteinburg neuerdings am Morgen gefeiert wird, dass Fahnenträger in Zukunft Schuhe mit Klettverschlüssen tragen sollten, dass die kath. Kirche aus Energiesparmaßnahmen neben Teppichen nun auch Nasenwärmer anbieten wolle, und von einem Neugierigen, der im Aumattstadion eingeschlossen wurde und nur mit Müh’ und Not und nassen Füßen die Freiheit wieder erreichte. Das Publikum dankte es ihm mit stehenden Ovationen.
Im zweiten Programmpunkt Turnkids Eburg & Powerkicker spielten die Powerkicker Szenen aus dem Fußballtraining nach. Dazu gehörten Geschicklichkeit am Ball, Schüsse auf das Tor sowie Stürmerfouls. Danach begeisterten die Turnkids mit Szenen aus dem Comic Asterix & Obelix, wobei sie sich als Gallier mit Wildschweinen und Römer konfrontiert sahen.
Im darauf folgenden Programmpunkt begeisterte Alex Hatz bereits zum zweiten Mal als „Selbacher Fasnachts-Pfarrer„, der an diesem Abend nach Ebersteinburg gekommen war, um über teils kuriose Anekdoten zu berichten. Kein Thema bereitete ihm Berührungsängste, und so gab er Ratschläge zum Verhalten von Ehepaaren, wie sie die Silberne- bzw. Goldene Hochzeit erreichen können, gab Tipps über eine „gerechte“ Aufteilung der Kirchenkollekte zwischen Pfarrer und „Herr“, informierte über eine erfolgreiche Methode eines Stotterers, Bibeln zu verkaufen, erzählte über eine Pfarrerfreizeit im Rotlichtmilieu, betete das Biergebet, berichtete von blinden Feuerwehrleuten, die gratis Golf spielen, erzählte, wie er ohne zu lügen bei der Einreise einen Damen-Rasierer für eine Frau am Zoll vorbei schmuggelte, wie das Verpassen eines Busses dem einen sein Glück und dem anderen sein Unglück sein kann und wie die Hürde, Himmelseinlass nur bei einem spektakulärem Todesfall zu gewähren, von einem Liebhaber unfreiwillig überwunden wurde. Das Publikum war begeistert und bescheinigte ihm dies mit viel Beifall.
Mit Linnea Daul, Hannah und Julia Scharer und Jenna Eller kam im vierten Programmpunkt mit der Tanzgruppe Just 4 Fun so richtig Schwung auf die Bühne. Ihre z.T. akrobatischen Tanzdarbietungen zu „Dear Future Husband“ (Meghan Trainor), „ Don’t Call Me Up“ (Mabel), „ Hot2Touch“ (Alex Aiono, Felix Jaehn), „ Ain’t Your Mama“ (Jennifer Lopez) und „ Cotton Eye Joe (Rednex) dankte das begeisterte Publikum mit stehenden Ovationen und frenetischem Applaus.
Im anschließenden Programmpunkt bewies Fidel Benz mit Schlager Fidel mal wieder seine Virtuosität in der Bütt. Kleine Kurzgeschichten wurden mit den Titeln alter Schlager, die DJ Michael Müller einspielte, zu Ende erzählt. Das führte dazu, dass die Narrenschar immer wieder in den jeweiligen Schlager einstimmte und rhythmisch in die Hände klatschte.
Eine Überraschung war den Organisatoren mit dem Einmarsch der Jugend Tanzgarde NCW (Narrenclub Winden) im sechsten Programmpunkt gelungen. Im weiß-blauen Garde-Kostüm mit körperbetonten schwarzen Streifen präsentierten sich die Tänzerinnen bei fetziger Musik und anspruchsvoller Choreografie dem begeisterten Publikum.
Im vorletzten Programmpunkt legte die Band „Quattro-Amigos“ mit „Smoke on the Water“ der Rockband Deep Purple einen wahrhaft fulminanten Auftritt hin. Fans und Narrenschar waren begeistert, standen und tanzten und klatschten zu den Rockrhythmen „Whiskey in the jar“ (Thin Lizzy) und „Poison“ (Alice Cooper) und hörten nicht auf, bis auch die Zugabe „Highway to hell“ (AC/DC) gespielt wurde. Mitwirkende waren Claus Poerschke, Peter Förderer, Andreas Benz, Alexander Rost, Jürgen Dossinger und Jens-Uwe Leiber.
Der letzte Programmpunkt war traditionsgemäß den „Schulze Bube“ vorbehalten. Zum diesjährigen Jubiläum „20 Jahre Schulze Bube“ gaben sie uns einen Einblick in ihre Familie mit Mutter Annalena (Markus Heck), Vater Robert (Christian Setzler), Sohn Karl-Wilhelm (Timo Benz) und Oma Christine (Michael Müller). Ein Schalk, wer Böses denkt oder gar irgendwelche Parallelen mit der Bundesregierung sieht. Als sie beschlossen, auf die Fasnacht zu gehen, stand die Frage im Raum, wer geht als was. Zuerst outete sich Oma Christine, ging einen Joint rauchen und kam als Soldat in Tarnkleidung und bewaffnet mit einer MP zurück, um die Einführung von Cannabis als legale Droge zu verteidigen. Anschließend begann Mutter Annalena sich zu entkleiden bis als Oberteil ein T-Shirt der deutschen Nationalmannschaft und als Unterteil die Regenbogenfahne zum Vorschein kamen, um so gegen das feige Verhalten der deutschen Nationalelf bei der WM in Katar gegenüber Toleranz und Akzeptanz der Vielfalt von Lebensformen zu demonstrieren. Sohn Karl-Wilhelm erschien als Klimaaktivist der „Letzten Generation“ eingehüllt in einer Verpackung für Sekundenkleber, um so Maßnahmen der deutschen Bundesregierung gegen die Klimakrise zu erzwingen. Zuletzt kam Vater Robert mit einem großen Umhang aus Frottee-Stoff auf die Bühne. Auf die Frage, was das denn bedeuten soll, erklärte er, dass er als Waschlappen gehe, um so für Energiesparen zu demonstrieren. Zum Schluss erschienen alle in ihrer traditionellen Kleidung, einem schwarzen T-Shirt und einer weißen Latzhose, und gaben nach der Melodie „Wir sagen Dankeschön“ von den Flippers einen Überblick über die 20 Jahre ihres Wirkens auf der Fasnachtsbühne. Stehende Ovationen ihrer Fans und des begeisterten Publikums waren der Dank für eine grandiose Vorstellung.
Den Schlusspunkt bildete das große Finale, bei dem sich alle Akteure noch einmal auf der Bühne versammelten und sich von der Narrenschar huldigen ließen. Andreas Benz (Akkordeon) und Carsten Eller (Gitarre) stimmten das Ebersteinburger Fasnachtslied an, in das alle im Saal einstimmten und am Ende die Akteure mit stehenden Ovationen entließen. Markus bedankte sich ein letztes Mal beim Publikum und verwies auf die Hafen Spelunke, die mit einem reichhaltigen Angebot von Cocktails und Hochprozentigem aufwartete.
Um Mitternacht bat Markus die Narrenschar noch einmal um Aufmerksamkeit. Sandra und Jenna Eller gingen in die Küche, um die „gute Seele“ Roselinde Hoffmann abzuholen und auf die Bühne zu begleiteten, wo sie mit einem dreifachen „Ewerschdeburg Puo“ begrüßt wurde und sie zu ihrem Geburtstag einen Geschenkkorb und einen Blumenstrauß überreicht bekam.
Text und Bilder: Wolfgang Eller